Ein Schlaganfall ist ein Notfall. Je früher die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen einer Rückbildung der schlaganfallbedingten Störungen. Die Rettung (144) muss sofort verständigt werden („Time is Brain“) und die Patientin bzw. der Patient möglichst rasch und am besten mit Arztbegleitung in eine Klinik mit einer neurologischen Abteilung und Schlaganfall-Einheit („Stroke Unit“) eingewiesen werden. Die Kliniken Neurologie 1 (Standort Neuromed Campus) und Neurologie 2 (Standort Med Campus III.) am Kepler Universitätsklinikum fungieren hier als Zentrum des oberösterreichischen Schlaganfallnetzwerks, an dem Patientinnen- und Patientenversorgung sowie Lehre und Forschung auf höchstem Niveau angeboten wird.
„Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in westlichen Ländern und kann zum Großteil vermieden werden. Tritt ein Schlaganfall ein, ist so rasch als nur möglich zu handeln. Anzunehmen, es würden sich die Symptome spontan bessern und daher abzuwarten,ist absolut falsch! Diagnose und Behandlung erfolgen multidisziplinär und sind aufwändig. Durch das Zusammenwirken der verschiedenen Disziplinen konnten die Ergebnisse durch eine rasche Diagnose und Behandlung deutlich verbessert, andererseits durch neuartige Therapieverfahren – wie zum Beispiel die Behandlung mit modernen Blutverdünnungsmitteln bei Vorhofflimmern – das Auftreten von manchen Schlaganfällen verhindert werden,“ unterstreichen Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim von Oertzen, Vorstand der Klinik für Neurologie 1 und Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr, Vorstand der Klinik für Neurologie 2.
In der Akutaufnahmestation werden die Vorgeschichte der Patientin bzw. des Patienten erfragt, die neurologischen Funktionsausfälle festgestellt, Vitalparameter erhoben (Blutdruck, Puls, Temperatur, Blutsauerstoffsättigung), der Zeitpunkt erfragt, zu welchem die Symptome aufgetreten sind oder erstmals bemerkt wurden, die aktuell eingenommenen Medikamente dokumentiert und ein EKG, eine Labor-Untersuchung sowie durch Radiologinnen bzw. Radiologen eine zerebrale Computertomografie oder Kernspintomografie („zerebrale Bildgebung“) durchgeführt.
OÄ Dr.in Judith Wagner von der Klinik für Neurologie 1 am Standort Neuromed Campus erklärt: „Aus der Summe dieser Ergebnisse folgt die Entscheidung, welche Akuttherapie durchgeführt wird. Meist kann bei rechtzeitigem Eintreffen der Patientin bzw. des Patienten im Spital und dem Nachweis eines durch einen Gefäßverschluss verursachten („ischämischen“) Schlaganfalls in der Frühphase eine über die Venen verabreichte akute Blutverdünnung erfolgen (intravenöse, systemische Thrombolyse). Sind große Hirngefäße verschlossen, ist die bestmögliche Therapie die Entfernung des den Gefäßverschluss verursachenden Gerinnungspfropfens („Thrombus“) mittels eines über die Oberschenkelarterie eingeführten Katheters (intraarterielle, „mechanische“ Thrombektomie) durch Neuroradiologinnen bzw. Neuroradiologen.“
Gleichzeitig werden Blutdruck und andere begleitende Erkrankungen, wie Diabetes, Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, behandelt und schließlich die Patientin bzw. der Patient zur Überwachung auf eine Schlaganfall-Einheit (Stroke Unit) oder Intensivstation verlegt.
Wird festgestellt, dass der Schlaganfall durch eine Hirnblutung verursacht ist („hämorrhagischer Schlaganfall“), erfolgt unmittelbar nach der bildgebenden Untersuchung die Verlegung auf eine Schlaganfalleinheit oder eine Intensivstation. In selteneren Fällen muss eine Hirnblutung akut neurochirurgisch operiert werden.
Auf Intensivstation und Schlaganfalleinheit werden Bewusstseinslage sowie Herz- und Kreislauffunktionen laufend kontrolliert. Es erfolgen die Abklärung der Schlaganfallursachen mittels Ultraschall der großen Halsarterien und des Herzens, die Abklärung von allfälligen Stoffwechselstörungen und Infektionen und deren Behandlung sowie möglichst bald, unter Anleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und fachkundigem diplomierten Pflegepersonal, die Wiederherstellung beeinträchtigter neurologischer Funktionen („Frührehabilitation“).
Eine einen Schlaganfall begleitende Depression wird durch Psychiaterinnen bzw. Psychiater und Psychologinnen bzw. Psychologen diagnostiziert und behandelt. In der Beratung der Patientin bzw. des Patienten und ihren bzw. seinen Angehörigen spielt die Diätberatung eine wichtige Rolle.
Stellt man fest, dass ein ischämischer Schlaganfall durch eine Engstelle einer Halsschlagader (Carotis-Stenose) verursacht ist, wird diese in der Regel so bald als möglich durch Gefäß- oder Neurochirurginnen bzw. -chirurgen operiert oder mittels eines in die betroffene Hirnarterie eingeführten Katheters aufgedehnt („Stent“).
„Das komprehensive Schlaganfallzentrum am Kepler Universitätsklinikum bietet alle Möglichkeiten der modernen akuten Schlaganfallversorgung inklusive für unsere Patientinnen und Patienten maßgeschneiderter Sekundärprophylaxe,“ erklärt OA Dr. Milan Vosko von der Klinik für Neurologie 2 am Standort Med Campus III.
Sobald Schlaganfallpatientinnen bzw. -patienten die Schlaganfalleinheit oder Intensivstation verlassen können, wird die spezielle neurologische Rehabilitation intensiviert. Diese erfolgt auf einer allgemeinen neurologischen Krankenstation, einer akuten neurologischen Nachsorgestation oder einer Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation.
Schließlich werden Betroffene, falls die ursprünglich betroffenen Hirnfunktionen noch nicht wiederhergestellt sind und eine Wiedereingliederung in Familie und Beruf noch nicht möglich ist, in einem auf neurologische Erkrankungen spezialisiertem Rehabilitationszentrum weiterbehandelt. Patientinnen und Patienten können bei geringeren Funktionsausfällen auch ambulant rehabilitiert werden. Die Wiedereingliederung in Familie und Beruf erfolgt meist in Begleitung durch Spezialistinnen bzw. Spezialisten in sozialen Angelegenheiten (Sozialarbeit). Nach einem Schlaganfall sind regelmäßige medizinische Verlaufskontrollen erforderlich.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall, die niemand beeinflussen kann, sind eine familiäre-genetische Belastung oder ein höheres Alter. Darüber hinaus gibt es vermeidbare und behandelbare Risikofaktoren, durch deren rechtzeitige Diagnose, Behandlung und Vermeidung, das Schlaganfallrisiko um bis zu 90 Prozent gesenkt werden kann.
Folgende Grundsätze sollten beachtet werden: