Kürzlich führten Primarius Dozent Clemens Steinwender und sein Team am Kepler Uniklinikum die bereits einhundertste Implantation des MicraTM-Herzschrittmachersystems durch. Damit kann die Klinik für Kardiologie die weltweit höchsten Fallzahlen in diesem Bereich aufweisen. Bereits die Erstimplantation war eine große Auszeichnung für die Linzer.
„Unsere Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin ist ein Herzstück des neuen Linzer Uniklinikums, ein internationales Aushängeschild und ein Beweis für die Vorzüge einer gelungenen Verknüpfung von Patientenversorgung, Lehre und Forschung", betont der medizinische Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums Heinz Brock.
Das Medizintechnik-Unternehmen Medtronic, der international führende Herzschrittmacher-Produzent, hat sich weltweit umgesehen und letztlich 40 führende Kardiologinnen und Kardiologen in die Zentrale nach Minneapolis (USA) eingeladen. „Wir kannten das Unternehmen damals bereits seit vielen Jahren, weil wir zahlreiche seiner Produkte in klinischen Studien getestet und uns dabei als verlässlicher Partner erwiesen hatten. So wussten wir auch, dass Medtronic an einer Revolution in der Herzschrittmacher-Technologie forschte: Das MicraTM Transkatheter Schrittmacher-System (Transcatheter Pacing System, TPS) sollte nur ein Zehntel der Größe konventioneller Schrittmacher haben, kaum größer als eine Vitamintablette sein und nicht mehr wiegen als eine kleine Geldmünze", so Primarius Steinwender.
Im Zuge der Einladung von Medtronic wurde entschieden, in welchem Krankenhaus der MicraTM TPS erstmals einer Patientin/einem Patienten eingesetzt werden sollte. Primarius Dozent Steinwender erinnert sich: „Nach einem Intensivkurs und Übungen am Simulator konnten wir den Schrittmacher in Tierversuchen implantieren. Der Eingriff wurde videoüberwacht." Einer Analyse der Fertigkeiten der Implanteure, der organisatorischen Voraussetzungen und wissenschaftlichen Aktivitäten ihrer jeweiligen Abteilung folgte die Entscheidung.
So konnte Steinwender am 5. Dezember 2013 die weltweit erste Implantation des MicraTM-Schrittmachers durchführen. Erster Patient war ein 80-jähriger Mann, der zu jenen 15 Prozent zählte, die einen Herzschrittmacher nur in der Herzkammer, nicht aber im Vorhof brauchen. Die Operation verlief sehr zufriedenstellend und sorgte weit über die Fachkreise hinaus für Aufsehen.
Vor kurzem wurde nun die bereits einhundertste Implantation des MicraTM-Herzschrittmachersystems durchgeführt. „Damit verfügen wir in unserer Kardiologie über die weltweit höchsten Fallzahlen bei der Implantation des MicraTM-Herzschrittmachersystems“, freut sich auch der medizinische Geschäftsführer des Kepler Uniklinikums Heinz Brock. Der Patient mit dem 100. Mini-Herzschrittmacher, Kurt Eichinger (79), äußerte sich bei der Pressekonferenz am 14. Juli 2016 hochzufrieden: „Für mich hat ein neues Leben begonnen. Ich fühlte mich zuvor bei geringer Anstrengung schnell erschöpft und hatte einen beständig sehr niedrigen Puls. Heute fühle ich mich wieder fit und kann mein Leben genießen. Ich habe keine Wahrnehmung, dass dieses Gerät in mir ist und spüre keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen.“
Weltweit gibt es inzwischen über 2.400 Patienten, die mit dem MicraTM leben. Darunter auch einige schwerkranke Kinder, für die dieses Mikrosystem die einzige lebensrettende Chance bedeutet hat. Die minimalinvasive Implantation ist für die Patientinnen und Patienten schonend, sicher und absolut komplikationslos. Auch das Risiko von Ergüssen im Herzbeutel im Zuge der Implantation wurde durch die geringe Größe des Micra™-Systems reduziert und ebenso wird dadurch Entzündungen, Verkapslungen und anderen Langzeitproblemen vorgebeugt.
Mit der Implantation des Mini-Herzschrittmachers sind gleich mehrere Forschungsprojekte verbunden. Aktuell laufen unter anderem Versuche zu laser-induzierter Veränderung der Oberflächenstruktur des Micra™ und der Zellbesiedelung dieser Titanhülle. Diese Forschung wird von der österreichischen Forschungs-Förderungs-Gesellschaft (FFG) finanziell unterstützt. Die kaufm.-organisatorische Geschäftsführerin des Kepler Universitätsklinikums Elgin Drda betont: „Projekte wie dieses sind hervorragend geeignet, das neue Kepler Universitätsklinikum als starken Partner für die Medizintechnik zu etablieren. In unserem Bundesland möchten wir mittelfristig die Entstehung eines Medical Valleys in enger Zusammenarbeit von Wissenschaft, Forschung, klinischer Praxis und Technologieunternehmen befördern."
Im engen Kontakt mit Medtronic arbeitet die Kardiologie am Kepler Uniklinikum zudem an einer Weiterentwicklung des Systems. Ziel ist die Fertigung eines ebenso kleinen Geräts für Patientinnen und Patienten, die einen Schrittmacher auch im Vorhof brauchen. „Dafür sind wir immer wieder in den USA, um unsere Erfahrungen weiter zu geben und die Anforderungen zu spezifizieren", so Primarius Steinwender.
Die Klinik für Kardiologie und Intensivmedizin gilt mit zwei Katheter-Messplätzen und einem Raum zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen als Referenzzentrum für sondenlose Schrittmacher-Implantationen. So unterstützen die Linzer/-innen europaweit und im Nahen Osten Implanteure vor Ort bei ihren ersten Micra™-Implantationen.
Auch in der Ausbildung engagieren sich Primarius Steinwender und sein Team zunehmend international: „Im Auftrag von Medtronic haben wir in Kooperation mit anderen erfahrenen Zentren die besonderen Anforderungen, die die neue Technologie für die Implanteure, die radiologische Assistenz und die Pflege mit sich bringt, in einem Ausbildungscurriculum zusammengefasst. Seit kurzem bieten wir Fortbildungskurse in Linz für Ärztinnen und Ärzte aus ganz Österreich und Europa an. Damit leisten wir unseren Beitrag, dass diese neue Art von Herzschrittmacher-Technologie vielen Patientinnen und Patienten auf eine sichere Art und Weise angeboten werden kann", schließt Steinwender.
v.l.n.r.: Kaufm. Dir.in Mag.a Dr.in Elgin Drda, Kurt Eichinger, Prim. Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender, Ärztl. Dir. Dr. Heinz Brock bei der Pressekonferenz am 14.07.2016