Mag.(FH) Christian Penzeneder ist seit 17 Jahren als Sozialarbeiter an der Klinik für forensische Psychiatrie am Kepler Universitätsklinikum tätig. Hier arbeitet er mit Menschen, die eine psychischer Erkrankung haben und aufgrund eines strafrechtlichen Delikts in Untersuchungshaft bzw. Haft sind oder in den Maßnahmenvollzug eingewiesen wurden. Im Fokus für die Klinische Sozialarbeit stehen Themen wie Arbeit, Wohnen, Rechtliches, Finanzielles und Freizeit. Eine herausfordernde Tätigkeit, die jedoch viel Abwechslung und Erfüllung mit sich bringt und durch die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team sehr gut funktioniert: schwerwiegende Probleme und Übergriffe gibt es kaum.
„Meine erste Berührung mit dem Gesundheits- und Sozialbereich hatte ich während meines Zivildienstes. 2003 habe ich dann das Studium ‚Soziale Arbeit‘ begonnen und mein Berufspraktikum in der Abteilung der Klinischen Sozialarbeit im damaligen Wagner-Jauregg Krankenhaus absolviert. Ich konnte viele spannende Einblicke gewinnen und habe mich nach dem Studium direkt beworben: das war bereits 2007, mittlerweile bin ich seit 17 Jahren hier.“
Mag. Christian Penzeneder
Die Sozialarbeit nimmt im Alltag des Kepler Universitätsklinikums eine zentrale Rolle ein, indem Patientinnen und Patienten dabei unterstützt werden, ein möglichst selbstständiges Leben zu führen. Dabei wird auf die individuelle Lebenssituation eingegangen, wobei auch Angehörige und externe Kooperationspartner einbezogen werden. Am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums sind insgesamt 31 Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig, welche auf allen Stationen, Tageskliniken und Ambulanzen der unterschiedlichen Fachbereiche im Einsatz sind.
„Unser zentrales Ziel ist es, Patientinnen und Patienten – unter Einbeziehung von relevanten Lebensumwelten – während des Krankenhausaufenthaltes zu begleiten und die unterschiedlichen Thematiken, die für eine Stabilisierung des Gesundheitszustandes unserer Patientinnen und Patienten relevant sind, gemeinsam zu bearbeiten. Die Sozialarbeit bei uns im Universitätsklinikum konzentriert sich auf die Hauptbereiche Wohnen, Arbeit/Ausbildung, Rechtliches & Finanzielles sowie Freizeit. Im Wohnbereich geht es darum zu prüfen, ob ein Leben zuhause weiter möglich ist und was dafür benötigt wird. In Bezug auf Arbeit oder Schule wird gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten erarbeitet, ob und wenn ja, welcher Veränderungsbedarf gegeben ist. Rechtliche und finanzielle Themen umfassen etwa die Beratung hinsichtlich sozial- bzw. familienrechtlicher Fragestellungen oder die Unterstützung beim Umgang mit Schulden. Zudem wird gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten z.B. auch an Möglichkeiten der sozialen Teilhabe gearbeitet.
In der Sozialarbeit geht es somit also nicht ausschließlich um das Stellen von Anträgen oder um Organisatorisches: wir geben vielmehr unsere Expertise an Patientinnen und Patienten sowie Angehörige weiter, unterstützen dort, wo Hilfe benötigt wird und vermitteln, wenn notwendig an eine Vielzahl extramuraler Kooperationspartner wie z.B. Pro Mente, Exit Sozial oder die Schuldnerberatung, mit denen wir ausgezeichnet vernetzt sind. Die Arbeit mit den Patientinnen und Patienten erfolgt sowohl in Einzel- als auch in Gruppengesprächen. Wichtige Entscheidungen werden stets im interdisziplinären Team besprochen und getroffen, wobei wir insbesondere mit Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Psychologinnen und Psychologen zusammenarbeiten.“
Die Klinik für Psychiatrie mit Forensischem Schwerpunkt am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums ist für die Behandlung von psychisch kranken, schuldunfähigen RechtsbrecherInnen sowie psychisch kranken Strafgefangenen und Untersuchungshäftlingen zuständig. Mag.(FH) Christian Penzeneder ist gemeinsam mit seinem Kollegen für die Sozialarbeit auf den drei Station der Forensik verantwortlich.
„Unsere Patientinnen und Patienten befinden sich meist in einem Ausnahmezustand, was spezielle Fragestellungen im Bereich der Sozialarbeit aufwirft. So rücken vor allem rechtliche Themen in den Vordergrund: angefangen bei der Beratung über den rechtlichen Rahmen, Unterstützung beim Kontakt mit Anwälten bzw. dem Gericht bis hin zur Begleitung zu Terminen außerhalb der Abteilung. Eine Besonderheit bei uns – im Vergleich zu anderen Abteilungen – ist zudem die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Patienten von drei bis fünf Jahren. Dies ermöglicht es, eine ausgeprägte Beziehungsarbeit zu leisten und dementsprechend ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Neben rechtlichen Angelegenheiten stehen auch Themen wie Schuldenregulierung und die Wiederherstellung bzw. Aufrechterhaltung des Kontakts zu Angehörigen im Fokus. Praktische Fragestellungen dazu sind etwa: ‚Wie ist die derzeitige Einkommenssituation? Gibt es Angehörige, die wichtige Angelegenheiten bzw. Erledigungen für unsere Patientinnen und Patienten vorübergehend übernehmen können?
Ein bedeutender Teil meiner Arbeit besteht zudem darin, die Patientinnen und Patienten auf dem Weg hin zu einer bedingten Entlassung zu begleiten. Dies beinhaltet das schrittweise Verlassen des Hauses in Begleitung, um die Paktfähigkeit zu überprüfen und als Vorbereitung für alleinige Ausgänge. In weiterer Folge gehört auch das Finden einer geeigneten betreuten Wohnform zu meinen Aufgaben. Die finale Entscheidung über die bedingte Entlassung liegt dann beim Vollzugsgericht.“
„Ich bin bereits seit 17 Jahren im Haus: und lerne trotzdem immer wieder Neues dazu und erlebe Situationen, die mich herausfordern. Die Lebensgeschichte jedes einzelnen Patienten/jeder Patientin ist unterschiedlich, das macht meine Tätigkeit abwechslungsreich und spannend. Weiters ermöglicht die lange Aufenthaltsdauer der Patientinnen und Patienten auf der Forensik einen umfassenden Beziehungsaufbau, der nicht nur entscheidend für den Erfolg unserer sozialarbeiterischen Interventionen, sondern für mich persönlich auch erfüllend ist.
Etwas Besonderes in meiner Tätigkeit als Sozialarbeiter ist auch das umfassende Ineinandergreifen verschiedener Bereiche und Berufsgruppen. In unserem Team, wird jeder respektiert und geschätzt, und die enge Zusammenarbeit ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz der Patientnnen- und Patientenbetreuung. Ich schätze zudem die Zusammenarbeit in der Klinischen Sozialarbeit und bin sehr stolz ein Teil dieser Abteilung zu sein.“
„Als Familienmensch ist es mir wichtig, Zeit mit meiner Frau und meinen drei Töchtern zu verbringen. Wir sind gerne auf Reisen, genießen die gemeinsamen Ausflüge und die Natur in unserem Garten zu Hause. Auch mit einem guten Glas Wein und beim Kochen kann ich gut abschalten und den Stress des Tages hinter mir lassen.“