11.05 Uhr: Verkehrsunfall
Nachforderung durch SEW vor Ort
Patient männlich, 45 Jahre alt
Kopfwunde, Patient immer wieder bewusstlos
11.18 Uhr: Rendezvous mit dem SEW (Sanitätseinsatzwagen) auf halbem Weg ins Krankenhaus auf einem Parkplatz.
Der Patient liegt auf der Trage im SEW. Er hat einen Verband am Kopf, ist ansprechbar und orientiert. An den genauen Unfallhergang kann er sich nicht erinnern, er sei bei der Ampel weggefahren und als er wieder zu sich kam war sein Auto gegen eine Hausmauer gefahren.
Der Patient kann frei durchatmen, die Lunge ist beidseits belüftet, Pulse sind kräftig tastbar und die Haut warm, es ist kein neurologisches Defizit fassbar. Die Wunde auf der Stirn ist klein und oberflächlich, die Blutung steht bereits. Im Traumacheck sonst keine weiteren Auffälligkeiten.
Während Traumacheck zweimalig kurzes Wegnicken des Patienten, sobald ein EKG angelegt wird kann beim nächsten Wegnicken folgendes EKG aufgezeichnet w...
Während Traumacheck zweimalig kurzes Wegnicken des Patienten, sobald ein EKG angelegt wird kann beim nächsten Wegnicken folgendes EKG aufgezeichnet werden.
Es zeigt sich ein passageres (vorübergehendes) Ausbleiben der AV-Überleitung, P-Wellen sind weiterhin sichtbar, allerdings keine korrespondierenden QRS-Komplexe, auch ein Ersatzrhythmus bleibt aus.
Arbeitsdiagnose
1mg Atropin i.v. Anbringen Klebeelektroden für transcutanes Pacing Vorbereiten Sedierung für Pacing...
1mg Atropin i.v. Anbringen Klebeelektroden für transcutanes Pacing Vorbereiten Sedierung für Pacing (Midazolam)
Rascher Transport in die Klinik. Auf dem Transport noch 2 Episoden, jedoch immer selbstlimitierend ohne Pacing Notwendigkeit. Bei erweiterter Anamnes...
Rascher Transport in die Klinik.
Auf dem Transport noch 2 Episoden, jedoch immer selbstlimitierend ohne Pacing Notwendigkeit.
Bei erweiterter Anamnese und Untersuchung (E) keine Ursache identifizierbar, keine Einnahme bradykardisierender Medikation oder ähnlichem.
Schließlich Eintreffen im Schockraum um 11:55 mit wachem und hämodynamisch stabilem Patienten.
Im weiteren Verlauf wurde im Klinikum ein Schrittmacher implantiert.
Die Diagnose des Notarzt lautet:
Info: Unter einem passagerem AV-Block III. ohne Ersatzrhythmus versteht man das Ausbleiben der Weiterleitung von elektrischen Signalen von den Vorhöfen an die Herzkammern. Oft kommt es zu einem langsameren Ersatzrhythmus der Herzkammern, dieser blieb hier jedoch aus und so wurde kurzzeitig kein Blut mehr durch den Körper gepumpt.
Möglicher Fixierungsfehler: passagere Bewusstlosigkeit nur mit Trauma assoziieren und internistische Problematiken nicht bedenken.
Patient mit spontanem AV-Block III. ohne Ersatzrhythmus, im Rahmen der Asystolie beim Losfahren an der Ampel synkopiert und Auto gegen eine Wand gefahren. Im Anschluss noch mehrere selbstlimitierende Episoden am Transport ins Krankenhaus. In der Computertomographie des Kopfes zeigten sich keine Auffälligkeiten, die Wunde wurde mit drei Nähten versorgt.
Im weiteren Verlauf wurde ein Schrittmacher implantiert.
Richtige Disposition – traumatologischer Schockraum oder konservativer Schockraum? Die Entscheidung fiel wegen der unmittelbaren Verfügbarkeit eines CT auf den traumatologischen Schockraum um eine intrakranielle Blutung auszuschließen und die VLC an der Stirn schnell versorgen zu können. Die Kardiologie wurde bereits im Schockraum eingebunden und übernahm den Patienten nach unfallchirurgischer Versorgung zur Schrittmacherevaluierung auf die Überwachungsstation.
Bei Bradykardie und Zeichen für akute Lebensgefahr (Schock, Synkope, Myokardischämie, akute Herzinsuffizienz) stellt Atropin i.v. die erste medikamentöse Therapie dar. Im Weiteren je nach verfügbaren Medikamenten z.B. Adrenalin-Boli (1mg Adrenalin ad 100ml NaCl, ml-weise). Gleichzeitig sollte schnellstmöglich ein transcutanes Pacing vorbereitet werden.
Im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes stellt der AV-Block III ohne Ersatzrhythmus (auch P-Wellen Asystolie) die einzige Indikation für ein transcutanes Pacing bei Asystolie im Rahmen der Reanimation dar.
Quellen: ERC Reanimationsleitlinien 2021
Bei Bundesheer zufällig bei den Sanitätern gelandet packte ihn die Begeisterung für präklinische Medizin und er blieb dem Roten Kreuz 10 Jahre als freiwilliger Rettungs-/Notfallsanitäter erhalten. Nach über 3 Jahren in der Facharztausbildung für Anästhesie seit kurzem auch als Notarzt unterwegs.