1995, also vor mehr als 25 Jahren, nahm das Kinderherz Zentrum seinen Betrieb auf. Seit damals ist die jährliche Anzahl an behandelten Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern ständig gestiegen. Heute werden hier pro Jahr an die 350 Herzoperationen durchgeführt und ebenso viele Herzkatheter gelegt. Das Kinderherz Zentrum ist heute österreichweit aber auch international durch die hohe medizinische Expertise bei komplexen Herzeingriffen bekannt und geschätzt.
LH Mag. Thomas Stelzer: „Bei uns in Oberösterreich setzen wir uns mit aller Kraft für unsere Herzkinder und deren Familien ein. Es ist kaum vorstellbar, unter welchen Belastungen Familien stehen, wenn Kinder gesundheitliche Probleme mit dem Herzen haben. Aber man kann sich in Oberösterreich auf die beste medizinische Versorgung verlassen. Das Kinderherz Zentrum erbringt medizinische Spitzenleistungen, die auf der ganzen Welt bekannt sind und geschätzt werden. Ich gratuliere dem gesamten Team für das außerordentliche Engagement und die gelebte Begeisterung – das verdient größten Respekt! Oberösterreich investiert weiter kräftig in die Gesundheitsversorgung. Mit dem Neubau des Kinderbettentraktes können die unterschiedlichen, hochspezialisierten Disziplinen zukünftig unter einem Dach zusammengeführt werden und so noch bessere Abläufe und Arbeitsbedingungen ermöglichen. Ich wünsche dem Team des Kinderherz Zentrums alles Gute für die Zukunft.“
Gesundheitsreferentin und LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander ist ein umfassendes Angebot zur Versorgung von herzkranken Kindern besonders wichtig: „In Oberösterreich schützen wir die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger ein Leben lang und bereits ab dem ersten Herzschlag. Seit einem Vierteljahrhundert steht das Kinderherz Zentrum in Linz für internationale Spitzenmedizin im Bereich der Kinderherzen und betreut zurzeit regelmäßig rund 7.000 junge Patientinnen und Patienten. Als oberösterreichische Gesundheitsreferentin erfüllt mich diese Einrichtung mit großem Stolz und ich freue mich, dass wir mit dem neuen Kinderbettentrakt auch zukünftig die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellen können, damit die betroffenen Kinder auch jenen Raum nach modernsten Standards erhalten, den sie benötigen, um gesund zu werden.“
Geschäftsführer Mag. Dr. Franz Harnoncourt betont: „Herzeingriffe bei kleinen Kindern sind sehr komplex und benötigen größte medizinische Erfahrung. Was vor 25 Jahren noch kaum denkbar war ist hier in Linz Routine. Durch die fächerübergreifende Zusammenarbeit sowie das Zusammenwirken aller dafür notwendigen Fachrichtungen bietet das Kinderherz Zentrum weltweit anerkannte Spitzenmedizin und unterstreicht die Bedeutung des Kepler Universitätsklinikums in der Kindermedizin. Gerade die kleinsten Patienten benötigen das Zusammenwirken aller Professionen und Spezialisten, um Ihnen die modernsten Möglichkeiten der Therapie anbieten zu können. Das Kinderherz Zentrum am Kepler Universitätsklinikum ist ein herausragendes Beispiel für die Bündelung aller Kompetenzen mit dem Ziel, den PatientInnen - also vom ungeborenen bis zum adoleszenten Kind - die weltweit beste Medizin bieten zu können. Ich gratuliere zu dieser Vorreiterrolle in der medizinischen Versorgung von Herzkindern, die einen wichtigen Schwerpunkt in der Kinderversorgung am Kepler Universitätsklinikum darstellt.“
Ärztlicher Direktor Priv.-Doz. Dr. Karl Heinz Stadlbauer zeigt sich von den Entwicklungen in der Behandlung von Herzkindern erfreut: „Das optimal abgestimmte Zusammenspiel von verschiedenen Teams bringt Qualität und Fortschritt in der Versorgung für unsere kleinen PatientInnen. Ich gratuliere allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser weltweit beachteten Expertise bei Kinderherzen beigetragen haben - diese Qualität und dieses Know How werden wir auch zukünftig weiterentwickeln, um der Vorreiterrolle weiterhin gerecht zu werden.“
Doch nicht nur von ärztlicher und therapeutischer Seite wurde in den vergangenen 25 Jahren Großartiges geleistet. „Auch die MitarbeiterInnen der Pflege tragen ganz wesentlich zur bestmöglichen Versorgung, Pflege und Betreuung der kleinen PatientInnen bei. Die Pflegepersonen bringen ihre hohe fachliche Expertise und Kompetenz sowohl auf der Station, als auch in der Ambulanz, im OP, in der Angiografie und im Intensivbereich ein und sind daher ein wichtiger Teil des multiprofessionellen Versorgungsteams. Durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen ebenso wie Schulungen wird die Expertise kontinuierlich weiterentwickelt und hochgehalten. Weiters schaffen die Pflegepersonen eine sichere Umgebung für die PatientInnen und versuchen ihnen und den Angehörigen in diesen besonderen Lebenslagen bei all ihren Ängsten, Bedürfnissen und Fragen beizustehen“, betont Pflegedirektorin Simone Pammer, MBA.
„Als im Kinderherz Zentrum vor 25 Jahren die ersten jungen PatientInnen behandelt wurden, gab es keine bestehende Struktur. Es wurde völlig neu aufgebaut“, blickt Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer, einer der „Gründungsväter“, zurück. Der Kinderkardiologe baute gemeinsam mit dem Herzchirurgen Prim. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair und der Anästhesistin Prim.a Dr.in Gertraud Geiselseder, die mittlerweile in Pension ist, und Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt, der nahezu gleichzeitig das Institut für Pränatalmedizin an der damaligen Frauenklinik gegründet hat, das Kinderherz Zentrum auf. In den vergangenen 25 Jahren hat das hochspezialisierte Zentrum eine bemerkenswerte Entwicklung durchlebt und ist in der medizinischen Fachwelt hochgeschätzt.
„Es sind diese Teams und ihre Leistung, die heute verantwortlich für die exzellente Patientenversorgung und ausgezeichnete Positionierung im internationalen Vergleich sind.
Abgesehen von eigener Initiative und Leistung des gesamten Teams, ist die sehr erfolgreiche Entwicklung des Kinderherz Zentrums natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass wir besonders am Beginn von sehr visionären Abteilungs- und Krankenhausleitern (Prof. Dr. Peter Brücke, Prim. Dr. Wilhelm Tulzer, Prof. Dr. G. Syre, Prof. Dr. Klaus Schmitt) begleitet wurden und auf sehr weitblickende politisch Verantwortliche trafen, die uns das alles ermöglicht haben und denen wir zu Dank verpflichtet sind“, betonen Herzchirurg Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair und Kinderkardiologe Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer.
Eine enge auf einander abgestimmte Zusammenarbeit der Kinderkardiologie, der Kinderherzchirurgie, der Anästhesie- und Intensivmedizin sowie der Pränatalmedizin ist Voraussetzung für das Gelingen hochspezialisierter Eingriffe.
Auf höchstem internationalen Niveau wird hier das gesamte Spektrum der modernen Kinderkardiologie angeboten:
Viele Menschen und Berufsgruppen waren am Gelingen maßgeblich beteiligt: HerzchirurgInnen, KinderkardiologInnen, KinderintensivmedizinerInnen, KinderanästhesistInnen, KinderradiologInnen, KardiotechnikerInnen, PsychologInnen und Pflegekräfte in allen Bereichen.
Etwa jedes hundertste Kind hat einen Herzfehler, diese sind damit die häufigsten Fehlbildungen bei Kindern. Die Gründe dafür sind vielfältig: bei etwa einem Drittel sind es Chromosomenschäden, Infektionen oder mütterliche Krankheiten wie z.B. Diabetes, wohingegen zwei Drittel noch nicht erklärbar sind.
Etwa 30 Prozent der operierten Kinder sind Neugeborene, rund 65 Prozent sind jünger als ein Jahr. Besonders bei der Frühkorrektur von angeborenen Herzfehlern im Neugeborenen- und jungen Säuglingsalter nimmt das Kinderherz Zentrum Linz eine führende Rolle in Österreich ein.
Die im Kinderherz Zentrum Linz betreuten, herzoperierten Kinder haben eine Überlebenschance von etwa 98 Prozent – und das bei ständig steigendem Schwierigkeitsgrad und steigenden Operationszahlen.
Der Schwerpunkt des Linzer Kinderherz Zentrums liegt vor allem in der Frühkorrektur komplexer Herzfehler – bereits im Neugeborenen- oder Säuglingsalter. Aber auch der Behandlung von Kindern mit „hypoplastischem Linksherz Syndrom“, dem wohl schwersten Herzfehler – der unbehandelt unweigerlich zum Tode führt, gilt ein Hauptaugenmerk.
Wichtig ist auch das Miteinbeziehen der Eltern durch umfassende Information sowie psychologische Betreuung während und nach stationären Aufenthalten.
„In der Herzentwicklung ist der Blutdurchfluss der Wachstumsreiz für die einzelnen Abschnitt des Herzens. Angeborene Herzfehler führen über Änderungen des Blutflusses zu sekundären Veränderungen in den vor- und nachgeschaltenen Herzabschnitten. Daher verfolgen wir bereits seit 25 Jahren das Prinzip der frühzeitigen Vollkorrektur, um Folgeschäden hintanzuhalten und den PatientInnen ein normales Leben zu ermöglichen“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair.
Das fast gleichzeitig von Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt gegründete Institut für Pränatalmedizin ist auf die Diagnose, Abklärung und Behandlung von Fehlbildungen und Wachstumsstörungen ungeborener Kinder spezialisiert. Bisher wurden mehr als 13.000 Eingriffe aller Art im Mutterleib durchgeführt, dazu zählen Fruchtwasser- und Mutterkuchenpunktionen, Nabelschnurpunktionen und fetalchirurgische Eingriffe.
Das Kinderherz Zentrum Linz am Kepler Universitätsklinikum stellt gemeinsam mit dem Institut für Pränatalmedizin europaweit das größte Zentrum für pränatale Herzeingriffe mit bisher mehr als 200 intrauterinen Herzeingriffen dar. Durch die intensive Kooperation von Pränatalmediziner-Innen und KinderkardiologInnen konnte nach dem in Linz weltweit erstmalig gelungenen Herzeingriff die international führende Position auf diesem jungen, fetalchirurgischen Gebiet weiter ausgebaut werden – die Behandlung von bestimmten Herzfehlern ist dadurch bereits vor der Geburt im Mutterleib möglich geworden!
„Mit einem hochspezialisierten Team betreuen und überwachen wir Hochrisikoschwangerschaften und sorgen vor, während und nach der Geburt für eine optimale Betreuung von Mutter und Kind. Dabei stellen die Herzeingriffe am Ungeborenen international den bedeutendsten fetalchirurgischen Schwerpunkt in der Pränatalmedizin dar“, sagt Prim. Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Arzt.
An der Klinik für Kinderkardiologie unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer werden komplexe pränatale Herzfehler und Rhythmusstörungen abgeklärt und gemeinsam mit dem Institut für Pränatalmedizin behandelt. Für Herzkatheteruntersuchungen und Interventionen steht ein hochmodernes Herzkatheterlabor mit 3D-Bildgebung zur Verfügung. Bei ca. 70 % der Untersuchungen erfolgen therapeutische Eingriffe, wie z. B. Verschlüsse von Scheidewand-defekten im Herzen. Zur Bewältigung psychischer Probleme und Ängste von Kindern und Eltern kann die Hilfe fachkundiger PsychologInnen in Anspruch genommen werden.
„Der Erfolg des Linzer Kinderherz Zentrums liegt in der Teamarbeit – das ist unsere Stärke. Eine exzellente Kooperation besteht zudem mit vielen zusätzlichen Fachbereichen, z.B. der Radiologie, der Neonatologie, der Kinder- und Jugendheilkunde, der Kinderchirurgie, dem Labor und dem Institut für Medizinische Genetik“, zeigt sich Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer überzeugt.
„In der Kinderherzanästhesie trifft der bereits erwähnte Grundsatz: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen voll zu“, sagt Univ.-Prof. Dr. Jens Meier. Je kleiner ein Kind ist, desto mehr unterscheidet es sich in Physiologie und Anatomie vom Erwachsenen. Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Blutgerinnung oder noch nicht voll funktionsfähige Organe, wie Leber und Nieren müssen genauso berücksichtigt werden, wie die besondere Schmerzbehandlung. Dazu kommt natürlich auch der psychische Aspekt der Kinder und deren Eltern.
„Im Kinderherz Zentrum verabreichen wir jährlich um die 660 Narkosen bei den Herzoperationen und bei Interventionen im Herzkatheter. Das Besondere ist, dass bei uns Frühgeborene, Neugeborene bis zum Jugendlichen anästhesiert werden und sich deren Körpergewicht zwischen 550 Gramm und 70 Kilogramm bewegt“, so Univ.-Prof. Dr. Jens Meier.
Auch pränatale Herzeingriffe erfordern Anästhesie für Mutter und Kind und damit ein Höchstmaß an Erfahrung. Dieses Fachwissen wurde in den vergangenen 25 Jahren vertieft, sodass heute ein Spezialteam aus KinderherzanästhesistInnen zur Verfügung steht.
Erfahrung und Forschung liegen nahe beieinander. Zur Kinderherzanästhesie gehört auch die Intensivtherapie der Kinder, die nach der Herzoperation, oder oft schon unmittelbar nach der Geburt erforderlich ist. 12 Kinder können gleichzeitig intensivmedizinisch betreut werden.
Jährlich werden über 10 Prozent der Kinder vor oder nach einer Herzoperation durch eine ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung) – eine intensivmedizinische Behandlungsmethode, die teilweise oder vollständig die Herz- und Atemfunktion der PatientInnen übernimmt, versorgt.
Die PatientInnen kommen aus allen neun Bundesländern – rund 33 Prozent aus Oberösterreich – und dem benachbarten Ausland. Das Kinderherz Zentrum veröffentlicht die Behandlungsergebnisse regelmäßig unter www.kinderherzzentrum.at.
Voraussetzung für diese sehr positive Entwicklung waren außerordentlich gute Ergebnisse, die von Anfang an in einer eigenen Datenbank dokumentiert wurden. Diese Datenbank wurde ab 2013 durch Teilnahme an der internationalen Datenbank der ECHSA (European Congenital Heart Sugeons`Association) ersetzt. Sämtliche Operationen werden in diese Datenbank eingegeben und durch MitarbeiterInnen der letzteren verifiziert. Dadurch wurde unser hoher Qualitätsstand im internationalen Vergleich eindrucksvoll bestätigt.
Das Linzer Kinderherz Zentrum nimmt an europa- und weltweiten Studien nicht nur teil, sondern hat auch die Führungsrolle inne und kooperiert mit zahlreichen namhaften kinderkardiologischen Kliniken in Europa, Asien sowie Nordamerika.
International ist auch die Ausbildung von Gastärzten, die aus der ganzen Welt nach Linz kommen (u.a. China, Japan, Thailand, dem arabischen Raum, etc.) ein Schwerpunkt.
„Die Ausbildung von jungen FachärztInnen ist ein wesentliches Ziel“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer, „denn der Mangel an spezialisierten KinderkardiologInnen ist eine Herausforderung, die es zu meistern gilt, um die Sicherung und eine weitere Verbesserung der Versorgungsqualität gewährleisten zu können.“
Dem Verein Herzkinder unter der Leitung von Michaela Altendorfer ist es ein Herzensangelegenheit, betroffene Familien ein Stück des Weges zu begleiten und unterstützt Familien mit vielen Angeboten und ist wertvolle Anlaufstelle.