Die Psychosomatische Ambulanz dient Patientinnen/Patienten und zuweisenden Ärztinnen/Ärten zur ersten Kontaktaufnahme und Information.
Abgeklärt werden folgende psychosomatische Fragestellungen:
Nach entsprechender Anmeldung (siehe Info 1) wird mit interessierten Betroffenen ein Termin vereinbart, bei dem psychosomatisch ausgebildete Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit der Patientin/dem Patienten die aktuellen Beschwerden, deren Entstehung und Entwicklung, etwaige weitere Krankheiten und bisherige Behandlungsversuche erörtern. „Selbstverständlich werden auch die direkten sowie indirekten Auswirkungen auf Privat- und Berufsleben berücksichtigt. Bedarfsweise können zudem – in beiderseitigem Einvernehmen – Angehörige einbezogen werden bzw. kann eine Kontaktaufnahme mit Therapeutinnen/Therapeuten und Ärzten oder Ärztinnen aus dem niedergelassenen Bereich stattfinden“, sagt Prim. Dr. Jörg Auer. So entsteht für die Patientinnen/Patienten wie auch Ärztinnen/Ärzten ein umfassendes Bild im sogenannten biopsychosozialen Kontext (siehe Info 2), anhand dessen nachhaltige Empfehlungen erfolgen können. „Hierzu zählen etwa eine psychosomatische Behandlungsempfehlung, die voll- oder teilstationäre Behandlung bei uns, bei Bedarf die Vermittlung an eine externe Therapieeinheit z. B. bei Fremdsprachigkeit oder auch eine Weiterempfehlung zur längerfristigen psychotherapeutischen oder körpertherapeutischen Begleitung im niedergelassenen Bereich“, erklärt Dr. Andre Merl, Oberarzt am Department für Psychosomatik.
Anmeldung psychosomatische Ambulanz:
Die erforderlichen Unterlagen können Sie telefonisch (T +43 (0)5 7680 87 - 29430) oder per E-Mail (pso.leitstelle@kepleruniklinikum.at) anfordern oder auch direkt unterhalb downloaden.
Biopsychosoziales Modell:
Das Biopsychosoziale Modell, Ende der 1970er-Jahre vom amerikanischen Psychiater George L. Engel entwickelt, geht davon aus, dass bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Erkrankungen immer auch folgende Faktoren (einzeln und/oder in ihren vielfältigen Wechselwirkungen) berücksichtigt werden müssen:
Das traditionelle, rein körperlich orientierte Krankheitsverständnis ist hingegen für die Erforschung und auch Diagnostik und Therapie chronischer Erkrankungen (z. B. chronischer Rückenschmerz) nicht mehr ausreichend.
Für ambulante Patientinnen/Patienten der Neurologie, Neurochirurgie, Neuroonkologie und stationäre Schmerzpatientinnen/-patienten ist das Neuromedizinische Ambulanzzentrum (NMAZ) meist die erste Anlaufstelle. Da diese Betroffenen häufig mit psychosomatischen Sekundärerkrankungen konfrontiert sind, wurde im Rahmen des NMAZ auch eine psychosomatische Ambulanz etabliert, um auch ihnen eine bestmögliche Rundum-Versorgung im Sinne eines biopsychosozialen Krankheits- und Gesundheitsmodells zu gewährleisten.
Nach Zuweisung durch die Ärztinnen/Ärzte der Neurologie bzw. der Neurochirurgie erfolgt eine Terminvereinbarung für ein psychosomatisches Erstgespräch. „Im Rahmen dieses Erstgespräches versuchen die begutachtenden Ärztinnen, in diesem Fall eine Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin bzw. eine Ärztin für Allgemeinmedizin mit Zusatzausbildung Psychosomatik nachfolgende Fragen zu klären“, sagt OÄ Dr.in Angela Kamper vom Department für Psychosomatik:
Resultierend aus diesen Vorinformationen erfolgt die Aufklärung und Beratung der Patientinnen und Patienten, welche Möglichkeiten es gegebenenfalls aus psychosomatischer Sicht gibt, um die Beschwerden zu lindern bzw. positiv zu unterstützen. „Patientinnen und Patienten, die spezielle psychotherapeutische und/oder psychiatrische Hilfe benötigen, vermitteln wir an die entsprechenden Stellen weiter. Durch die enge Vernetzung mit den zuweisenden Kolleginnen und Kollegen versuchen wir, für die Betroffenen ein individuell angepasstes Behandlungskonzept zu etablieren“, erklärt Dr. Hartl vom Department für Psychosomatik. Die psychosomatische Weiterbetreuung umfasst hierbei psychosomatische Folgegespräche, psychiatrisch-fachärztliche Kontrolle und – falls nötig – eine Anpassung der psychopharmakologischen Medikation, psychologische Unterstützung (z. B. bei Krankheitsbewältigung, Erlernen von Stressbewältigungsstrategien usw.), Leibtherapie (durch speziell ausgebildete Physiotherapeutinnen und - therapeuten sowie durch die eventuelle Teilnahme an einer Entspannungsgruppe. Die Patientinnen und Patienten werden somit optimal von betreut: Einerseits kümmert sich das Team der Neurologie um die eigentliche Grunderkrankung, andererseits steht das Team der Psychosomatik einfühlsam zur Seite, um auch das durch die Grunderkrankung bedingte seelische Leiden bestmöglich zu behandeln. Sollte die ambulante psychosomatische Versorgung nicht ausreichen, das Auslangen gefunden werden, werden die Patientinnen und Patienten zudem über die Möglichkeiten einer intensivierten psychosomatischen Therapie (entweder in Form einer stationären oder einer tagesklinischen Behandlung) informiert und die entsprechenden Anmeldeschritte in die Wege geleitet.
Seit Juni 2015 bietet das Multidisziplinäre Versorgungszentrum (MVZ) des niedergelassenen Bereichs unter dem Dach des Kepler Universitätsklinikums und unter fachlicher Leitung von Prim.a Dr.in Hertha Mayr (Leiterin des Departments für Psychosomatik) Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Essstörungen und ihren Angehörigen kostenfrei und niederschwellig Hilfe an, d.h. Betroffene können direkt Kontakt mit dem MVZ aufnehmen und benötigen keine ärztliche Zuweisung.
Das auf Essstörungen spezialisierte Versorgungsangebot entstand im Rahmen des Oö. Gesundheits- und Sozialplanes zu Essstörungen und ist als weiterführende Ergänzung zum tagesklinischen und vollstationären Angebot des Departments für Psychosomatik gedacht. Ein multiprofessionell zusammengestelltes Team ermöglicht Behandlungskonzepte, die auf die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten abgestimmt sind, die an Anorexia nervosa („Magersucht“), Bulimia nervosa („Ess-Brech-Sucht“) oder Binge-Eating-Störung („Fresssucht“) leiden. Durch die Unterbringung des MVZ am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums können bereits vorhandene Strukturen genutzt werden. Mag.a Michaela Schöny, Klinische Psychologin am Kepler Uniklinikum erklärt das Procedere: „Zu Beginn der Behandlung vereinbaren die Ärztin/der Arzt mit der Patientin/dem Patienten zunächst ein Ziel, das durch die Behandlung erreicht werden soll. Im Anschluss werden der Schweregrad der Erkrankung sowie ein dem Krankheitsverlauf angepasstes Therapieangebot gemeinsam erörtert. Wir bieten im MVZ medizinische und therapeutische Diagnostik, zielgerichtete Behandlung und therapeutische Einzel- oder Gruppensettings. Die Therapien finden vorwiegend nachmittags statt, sodass für berufstätige Betroffene auch eine berufsbegleitende Therapie möglich ist und die Behandlung in den normalen Alltag integriert werden kann. Bei Bedarf vernetzen sich die Behandelnden auch mit Haus- bzw. Fachärztinnen/-ärzten oder Therapeuten und Therapeutinnen aus dem niedergelassenen Bereich.“
Das Angebot des MVZ für Erwachsene mit Essstörungen startete mit 1. Juni 2015, betroffene Kinder und Jugendliche werden ab 2016 am neuen Versorgungszentrum behandelt.
Zugangsweg:
Der Zugangsweg beginnt mit einer telefonischen Kontaktaufnahme in unserer Leitstelle – MVZ. Dort erhalten Patientinnen und Patienten, Angehörige sowie Zuweiserinnen und Zuweiser Informationen zur Behandlung sowie zur Anmeldung für eine Behandlung.
Kontakt:
T +43 (0)5 7680 87 - 29495
pso.mvz@kepleruniklinikum.at
Die Leitstelle des MVZ ist Montag bis Donnerstag von 13.30 bis 18.00 Uhr besetzt.
Gesundes Oberösterreich:
Informationen zum Thema finden Sie auch auf der Website der Initiative "Gesundes Oberösterreich".