14.30 Uhr: A8 Verkehrsunfall - schwer
Mehrere Schwerverletzte, 2 weitere NAHs (Notarzthubschrauber) ebenfalls auf Anflug.
Bei Hinflug passieren mehrerer Starkregenbänder.
Da der Patient schon auf einer Schaufeltrage liegt und ein Starkregenband mit Gewitter aufzieht, wird entschieden den Patienten rasch zur weiteren Versorgung in den RTW (Rettungstransportwagen) zu verladen. Glücklicherweise trifft zu dieser Zeit ein Großraum-RTW (In OÖ: ITF) ein und es wird dem Einsatzleiter kommuniziert, dass dieser RTW zur weiteren Behandlung bevorzugt wird. Zur Bergung wird dem Patient (ca:100kg) 25mg Ketanest verabreicht.
Im RTW reagiert der Patient nun nicht mehr – und trotz Sauerstoffmaske liegt die gemessene Sättigun...
Im RTW reagiert der Patient nun nicht mehr – und trotz Sauerstoffmaske liegt die gemessene Sättigung bei 85%. Da ein A + B- Problem ( ABCDE-Schema ) ...
Im RTW reagiert der Patient nun nicht mehr – und trotz Sauerstoffmaske liegt die gemessene Sättigung bei 85%.
Da ein A + B- Problem (ABCDE-Schema) vorliegt wird die Entscheidung zur Intubation getroffen. Nach Komplettierung des Monitorings (Blutdruckmanschette, EKG, Co2) und Aufziehen der Narkosemedikamente inkl. Vasopressoren, wird nochmal eine Intubationscheckliste laut vorgelesen, damit alle im Team auf die RSI vorbereitet sind.
Besonderes Augenmerk wird auf einen großlumingen Sauger (Ducanto) gelegt, da wir mit größeren Blutansammlungen im Mund rechnen. Die Physiognomie des Patienten (kurzer Hals) lässt zusätzlich einen schwierigen Atemweg erwarten. Dies wird im Team kommuniziert und ein Videolaryngoskop wird ebenfalls vorbereitet.
Nachdem die Narkosemedikamente verabreicht wurden, (100mg Ketanest, 2mg Dormicum, 100mg Esmeron) wird unter Absaugung eine konventionelle Laryngoskopie durchgeführt. Da bei Patienten mit schwerem SHT auch häufig Begleitverletzungen der Wirbelsäule vorliegen wird eine Inline-Stabilisierung durchgeführt. In der direkten Laryngoskopie ist nur die Epiglottis (Kehldeckel) und ansatzweise der untere Pol der Aryknorpel (Stellknorpel im Kehlkopf) sichtbar, einem Cormack Lehane Score von 3 entsprechend. Die Platzierung des Tubus ist also erschwert.
Der Tubus, mit bereits aufgebogener Spitze, wird unter die Epiglottis platziert und sanft in Richtung Trachea vorgeschoben. Eine direkte Visualisierung, dass der Tubus zwischen den Stimmlippen verschwindet gelingt jedoch nicht. Nun wird ein Ambubeutel angeschlossen und der Patient beatmet – Der Thorax hebt sich beidseitig, der Tubus beschlägt, über dem Magen sind keine Geräusche wahrnehmbar. Leider zeigt weder die Kapnometrie noch die Kapnographie einen Wert an. Es entsteht kurze Verunsicherung ob die Intubation fehlgeschlagen sei – Die Sättigung (Spo2 95%) steigt jedoch und auch hämodynamisch ist der Patient stabil – trotzdem wird kein Co2 gemessen. Nun erscheint eine Fehlermeldung am Display – EtCo2 Adapter ersetzen. Wir kommen dieser Aufforderung nach, jedoch ohne Erfolg. Nachdem wir uns jedoch glücklicherweise in einem Großraum-RTW befinden, verwenden wir das Co2 Monitoring des RTW und haben prompt eine adäquate Co2 Messung.
Nachdem das A + B Problem beseitig sind, wird die klinische Untersuchung des Patienten fortgesetzt. Extremitäten und Becken scheinen stabil. Im FAST ...
Nachdem das A + B Problem beseitig sind, wird die klinische Untersuchung des Patienten fortgesetzt. Extremitäten und Becken scheinen stabil. Im FAST: keine freie Flüssigkeit im Abdomen, kein Hinweis auf Herzbeuteltamponade, lediglich im linken Thorax kein Pleuragleiten feststellbar.
Da die Tubustiefe adäquat erscheint, suszipieren wir einen Pneumothorax links. Aufgrund der hämodynamisch und nun auch respiratorischen wiederhergestellten Stabilität des Patienten und auch der bereits fortgeschrittenen Zeit am Unfallort wird auf die Anlage einer Thoraxdrainage verzichtet.
Das Umlagern auf die Vakuummatratze des Hubschraubers gestaltet sich einfach, da der Patient noch auf der Schaufeltrage liegt. Die Triebwerke werden ...
Das Umlagern auf die Vakuummatratze des Hubschraubers gestaltet sich einfach, da der Patient noch auf der Schaufeltrage liegt.
Die Triebwerke werden 40 Minuten nach Landung erneut gestartet – und wir fliegen Richtung Med Campus III. des Kepler Universitätsklinikums. Die „Golden Hour of Shock“ werden wir gerade noch einhalten können. Am Transport ist der Patient stabil – er erhält zur weiteren Analgesie 100µg Fentanyl sowie 1g Tranexamsäure.
Der Patient wird an das Schockraum Team im Kepler Universitätsklinikum übergeben.
Im CT zeigt sich eine Intrakranielle Blutung, eine instabile C5/6 Fraktur mit diskoligamentärer Zerreißung, ein Hämatofluidopneumothorax links, sowie eine oberflächige Milzlazeration.
Vor dem Medizinstudium in Wien Tätigkeit (wie bei vielen Kolleg/-innen) bei der Rettung. Danach mit Begeisterung Beginn des Anästhesistendaseins zuerst in Wien und schließlich am Kepler Universitätsklinikum. Seit 2019 am Boden und in den Lüften als Notarzt unterwegs.