Das Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie am Med Campus des Kepler Universitätsklinikums wurde kürzlich mit neuen SPECT-CT-Geräten ausgestattet. Diese ermöglichen nicht nur eine noch bessere Diagnostik, sondern finden auch Einsatz in der Krebstherapie.
Die nuklearmedizinische Bildgebung zeichnet sich dadurch aus, Stoffwechselvorgänge im Körper bildlich darstellen zu können. Diese Veränderungen werden den anatomischen Regionen punktgenau zugeordnet. Die neuen SPECT-CT-Geräte ermöglichen bei gleicher bzw. etwas kürzerer Aufnahmezeit eine deutlich höhere Bildqualität bei gleichzeitiger Reduktion der radioaktiven Aktivität und somit eine geringere Strahlenbelastung, besonders wichtig bei Kindern, Jugendlichen und Frauen im gebärfähigen Alter.
„Im klinischen Alltag werden die Geräte insbesondere für osteologische Untersuchungen eingesetzt, um unter anderem frühzeitig Knochenumbauten bei gut- und bösartigen Erkrankungen zu erkennen. Die hohe Detailauflösung des Systems ermöglicht eine exakte Darstellung, was besonders in Hinblick auf Wirbelfrakturen – ausgelöst durch Osteoporose – relevant ist“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel, Leiter des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie am Med Campus. Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Diagnostik von Herzerkrankungen. Hier ist innerhalb von nur vier Minuten eine präzise Abklärung von Durchblutungsverhältnissen im Herzmuskel möglich, wodurch die Strahlenbelastung für Patientinnen und Patienten deutlich reduziert werden kann. Im Bereich der Theranostik (Diagnostik + Therapie) profitieren vor allem Patientinnen und Patienten mit bestimmten Tumoren. Weitere Einsatzbereiche der SPECT-CT-Geräte liegen in der Entzündungsdiagnostik bzw. nach der Implantation künstlicher Gelenke.
Theranostik zeigt besonders gute Wirkungen bei neuroendokrinen Tumoren, Schilddrüsenkrebs und Prostatakrebs. Aber auch Anwendungsmöglichkeiten bei zahlreichen anderen Tumoren sind mittlerweile in klinischer Erprobung. Diese Tumore reagieren besonders gut auf das individualisierte Behandlungskonzept durch die Kombination von Diagnostik und zielgerichteter Radionuklidtherapie. Die Theranostik basiert auf der molekularen Bildgebung, bei der sich radioaktive Medikamente nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip im Tumorgewebe binden, so die Tumorabsiedelungen darstellen und anschließend durch die gezielte Radionuklidtherapie mit einem hocheffektiven radioaktiven Strahler diese im Körper bekämpfen. Theranostik ist auch eine treibende Kraft der personalisierten Medizin, da sie eine individualisierte Behandlung bei speziellen Tumoren ermöglicht. „Wir behandeln das, was wir in der PET-CT sehen“, erklärt Primarius Gabriel in einfachen Worten, was unter dem Begriff Theranostik zu verstehen ist. Durch die präzise Diagnose und Therapie können Nebenwirkungen minimiert und die Wirksamkeit der Behandlung maximiert werden. Dadurch ergeben sich neue Perspektiven für Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Tumorerkrankungen. Durch die gezielte Bindung an Tumorzellen und die minimale Beeinträchtigung gesunden Gewebes können nebenwirkungsarme und effektive Behandlungsmethoden entwickelt werden.
Das Vorantreiben der Theranostik ist auch eines der Ziele, das sich Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel für seine Präsidentschaft der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik (OGNT) gesetzt hat. Weitere Schwerpunkte unter seiner Präsidentschaft sind der Ausbau von Kooperationen mit anderen österreichischen Fachgesellschaften sowie die Förderung von Nachwuchsmedizinerinnen und -medizinern.