Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Neben Vorsorgeuntersuchungen spielen daher eine umfassende Diagnostik sowie eine auf den einzelnen Patienten abgestimmt Therapie eine entscheidende Rolle.
Die Nuklearmedizin leitet mit ihrem spezifisch-bildgebenden Verfahren nicht bloß den Weg zu den entsprechenden Therapien ein, sondern bietet beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom ein bereits etabliertes therapeutisches Konzept an. Dort wo es scheinbar kaum noch therapeutische Wege gibt, setzt die Nuklearmedizin mit der sogenannten Theranostik an.
Das Prostatakarzinom ist eines jener Karzinome, das besonders gut auf das individualisierte Behandlungskonzept in Form einer Kombination von Diagnostik und zielgerichteter Radionuklidtherapie reagiert. Die Theranostik basiert auf der molekularen Bildgebung, bei der sich radioaktive Medikamente nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip im Tumorgewebe binden, so die Tumorabsiedelungen darstellen und anschließend durch die gezielte Radionuklidtherapie mit einem hocheffektiven radioaktiven Strahler diese im Körper bekämpfen. Theranostik ist auch eine treibende Kraft der personalisierten Medizin, da sie eine individualisierte Behandlung bei speziellen Tumoren ermöglicht. „Wir behandeln das, was wir in der PET-CT sehen“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel, Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie am Med Campus III. des Kepler Universitätsklinikums, in einfachen Worten, was unter dem Begriff Theranostik zu verstehen ist. Durch die präzise Diagnose und Therapie können Nebenwirkungen minimiert und die Wirksamkeit der Behandlung maximiert werden. Durch die gezielte Bindung an Tumorzellen und die minimale Beeinträchtigung gesunden Gewebes können nebenwirkungsarme und effektive Behandlungsmethoden entwickelt werden.
Studien konnten in diesem Zusammenhang zeigen, dass bei metastasierendem Prostatakrebs durch Theranostik zum einen die Überlebensrate signifikant verlängert werden konnte, zum anderen können Schmerzen effizient reduziert und dadurch auch die Lebensqualität bei relativ wenigen Nebenwirkungen verbessert werden. „Diese Ergebnisse werden mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren zu einem Paradigmenwechsel im Therapiealgorithmus bei metastasierten Prostatakarzinom führen“, ist der Experte überzeugt.