Kurz vor Weihnachten sind vertrauliche Berichte aus dem Kepler Universitätsklinikum an die Öffentlichkeit gelangt. Im Zuge der Begehung der Sanitären Aufsicht wurden jene Bereiche vor Ort besichtigt, die Gegenstand von Situationsmeldungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren. Seitens der Behörde wurde Einsicht in die Unterlagen genommen und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gespräche geführt. Seit 16.1.2019 liegt der schriftliche Bericht der Sanitären Aufsicht des Magistrats Linz der Geschäftsführung vor. Insgesamt wurde ein positiver Befund ausgestellt.
„Die Tätigkeit in einem Krankenhaus, insbesondere in Bereichen, wo der Zeitfaktor und das rasche Handeln oftmals für den Patienten eine Überlebensfrage darstellt, stellt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders hohe Ansprüche. Dies fordert ärztliche und pflegerische Mitarbeiter gleichermaßen wie auch die Führungskräfte. Es gibt ein Fehlermeldesystem, das seit vielen Jahren allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung steht, um einerseits individuelle und auch oftmals schwierige Arbeitssituationen in einzelne Abteilungen zu beschreiben und andererseits auf ‚Beinahezwischenfälle‘ aufmerksam zu machen. Diese Meldungen werden vom unmittelbar zuständigen Vorgesetzten oder von ausgebildeten Risikomanagern bearbeitet. Ziel ist es, dadurch mögliche Fehlerquellen aufzuzeigen, daraus zu lernen und in Zukunft zu vermeiden. Wichtig ist mir auch die Feststellung, dass es in keinem der in den CIRS- oder Situationsmeldungen angesprochenen Fälle zu einer Schädigung von Patienten gekommen ist. Das heißt nicht, dass nicht weiter präventiv an Verbesserungen zu arbeiten sein wird. Ich hoffe, uns gelingt rasch eine Versachlichung der Diskussion und die gemeinsame Lösung der anstehenden Probleme.“
„Der Aufbau des Kepler Universitätsklinikums und die Implementierung der medizinischen Fakultät im klinischen Alltag stellen eine enorme Herausforderung für die Mitarbeiter/-innen dar. Es ist unbestritten, dass ein derartiger Veränderungsprozess eine zusätzliche Belastung zu einem ohnehin oftmals anstrengenden Krankenhausalltag darstellt. Neue Aufgaben müssen übernommen werden, Prozessabläufe neu definiert und Richtlinien und Standard harmonisiert werden. Das ist ein sehr intensiver Prozess, in den unsere Mitarbeiter/-innen aktiv eingebunden sind und bisher schon Großartiges geleistet haben. Es wurde sehr vieles geschafft, auch das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden. Es ist auch unbestritten, dass der Krankenhausalltag – bedingt durch vielerlei Faktoren – an Komplexität gewinnt und an Arbeitsverdichtung zunimmt.
Wir kennen die neuralgischen Punkte unseres Hauses sehr genau und arbeiten gemeinsam mit unseren Ärztinnen und Ärzten und den Pflegeteams immer an Lösungen. Es gibt viele Gespräche. Alleine im Jahr 2018 gab es 103 Gespräche mit der Belegschaftsvertretung. Die Kollegiale Führung führt zweimal im Jahr Budgetgespräche mit jedem einzelnen Klinikvorstande (50) und der leitenden Pflegekraft durch. Bei diesen Gesprächen werden auch Personalforderungen bzw. Personalbedarfe der jeweiligen Klink besprochen. Auch unterjährig wird auf dringenden Bedarf reagiert und eine überplanmäßige Besetzung genehmigt. Dies alles wurde von der Sanitären Aufsicht geprüft und bestätigt.
Das Kepler Universitätsklinikum orientiert sich an der anerkannten Pflegepersonalregelung (PPR), die zuvor auch vom eh. AKh Linz, den eh. beiden gespag-Standorten herangezogen wurde. Wir haben 2016 3 Krankenhausstandorte in unsere Verantwortung übernommen und im Bereich Pflege und Medizin seither 196 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgenommen.
Der Bericht der Sanitären Aufsicht entkräftet klar den Vorwurf eines Personalmissstandes im Kepler Universitätsklinikum. Ungeachtet dessen werden wir gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz und unseren Eigentümern die großen Herausforderungen, die in Zukunft auf unser universitäres Haus zukommen, besprechen.“
Simone Polhammer, MBA, Pflegedirektorin
„Die Sanitäre Aufsicht hat in die Unterlagen der Pflege Einsicht genommen und festgestellt, dass die vorliegenden Situationsdarstellungen ordnungsgemäß abgearbeitet wurden. bzw. sich im Lösungsprozess befinden. Ich danke den Führungskräften der Pflege und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Unterstützung in den letzten Wochen, damit eine lückenlose Aufklärung gewährleistet werden konnte. Es ist derzeit schwer Pflegepersonal für den OP- Bereich, aber auch für den Intensivbereich am österreichischen Markt zu rekrutieren. Diese Herausforderung trifft alle Krankenhäuser gleichermaßen. Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich und anderen Krankenhausträgern haben wir in einer Pflegekampagne auf das Thema bereits aufmerksam gemacht. Auch im Hebammenbereich werden maximale Rekrutierungsmaßnahmen seitens der KUK gemacht, um qualifiziertes Personal zu bekommen. Natürlich ist die Arbeit im Krankenhaus dann besonders herausfordernd, wenn Ausfälle durch Schwangerschaften oder Krankheiten entstehen, denn dann sind kurzfristig Mehrdienstleistungen der Mitarbeiter/-innen notwendig. Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, gemeinsam mit ihren Teams Lösungen zu finden und situationsbedingte Entlastungsmaßnahmen zu setzen. Wir beobachten hier einen hohen Teamgeist und ein hohes Verantwortungsbewusstsein bei unseren Mitarbeitern im Sinne der Patientenversorgung, wofür ich mich wirklich sehr herzlich bedanke!“