Wer einen schweren Unfall, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hat, kann sich in Oberösterreich darauf verlassen, dass Rettung und Notarzt innerhalb kurzer Zeit vor Ort sind und für eine bestmögliche Versorgung bis zum Eintreffen im Krankenhaus sorgen.
Genauso wissen PatientInnen, die vor einer Operation stehen, dass erfahrene AnästhesistInnen für Narkose und anschließende Schmerztherapie zur Verfügung stehen.
Was Wenige wissen, ist die Tatsache, dass in Österreich sowohl die Etablierung der Anästhesie als eigene Disziplin als auch das Notarztsystem in seiner heutigen Form ihren Ursprung im ehemaligen Linzer AKh hatten.
Prof. Dr. Hans Bergmann, selbst Oberarzt für Chirurgie, gründete 1954 das „Institut für Anästhesiologie“ als erste selbständige klinische Einheit für Anästhesie und war damit erster Vorstand einer Anästhesie in Österreich. Im Gründungsjahr umfasste das Institut 2 Ärzte und 7 Pflegepersonen. Zum Vergleich, 2021 sind es über 120 ÄrztInnen und 300-400 Pflegepersonen, die in den Ambulanzen, in den Operationssälen, an den Intensivstationen und im Notarztwesen für eine optimale PatientInnenbetreuung sorgen.
20 Jahre später, also 1974, wurde ebenfalls auf Initiative von Prof. Dr. Bergmann das erste NAW (Notarzteinsatzwagen)-System in Österreichs in Linz in Betrieb genommen.
„Bis 1971 bestand die Besatzung der Rettungsautos ausschließlich aus SanitäterInnen“, erklären Dr. Tobias Guttmann und Dr. Stephan Kalb, beide Assistenzärzte an der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin im Kepler Universitätsklinikum sowie selbst aktive Notärzte in Linz und Umgebung. „Mittlerweile kommen im Großraum Linz neben NotfallsanitäterInnen in 4 Notarzteinsatzfahrzeugen bzw. 1 Hubschrauber ÄrztInnen des Kepler Universitätsklinikum zum Einsatz. Damit sind wir der größte präklinische Rettungsdienst im gesamten Land.“ Was die beiden Notärzte an der Präklinik besonders interessiert: „Das spannende ist die Balance zwischen state of the art Medizin und Improvisation. Von den 8.400 Notarzteinsätzen pro Jahr entfallen rund Dreiviertel auf akute Erkrankungen, der Rest auf Unfälle und einen sehr geringen Anteil von Geburten (siehe Faktenbox). In allen Fällen entscheidet der Notarzt, ob eine Behanldung vor Ort oder ein rascher ärztlich begleiteter Transport vorrangig ist.“
„Diese Anzahl an Einsätzen zeigt eindrucksvoll, welchen Stellenwert die Notfallmedizin innerhalb der Anästhesie hat. Leider wird das Fach nach wie vor oftmals ausschließlich mit Narkosen in unterschiedlicher Form in Verbindung gebracht. Dabei umfasst die Anästhesie fachlich viel mehr. Von der Notfallmedizin über Anästhesie bis hin zu Schmerztherapie und Intensivmedizin bietet sie ein breites Spektrum, das sie auch für JungmedizinerInnen äußerst interessant macht“, betont Univ.-Prof. Dr. Jens Meier, Vorstand der Universitätsklink für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Kepler Universitätsklinikum.
Faktenbox:
Veranstaltungstipp: Wer zukünftig bei Herz-Kreislauf-Notfällen im Umfeld besser gerüstet sein möchte, der hat in Linz am 16. Oktober (Tag der Wiederbelebung) die Möglichkeit, sein Wissen aufzufrischen. An mehreren Standorten im Stadtgebiet besteht die Möglichkeit, sich über die richtigen Maßnahmen zu informieren und dieses Wissen an Puppen praktisch umzusetzen. Organisiert wird diese Aktion vom Verein Sinus – einem Verein von Linzer MedizinstudentInnen, der damit auf die Wichtigkeit sofortiger Maßnahmen im Falle eines Herz-Kreislaufstillstandes hinweisen möchten.
Nähere Informationen unter: www.herzschlag-linz.at